Schwalbenschutz

Schwalben und ihre Nester sind gesetzlich geschützt

Mehl- und Rauchschwalben sind nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie besonders geschützte Arten und sollen durch die Umsetzung der Naturschutzgesetze des Bundes (§ 44 BNatSchG) und der Länder in ihren Beständen erhalten werden.

 

Die Entfernung von Nestern während der Brutzeit ist zudem ein Straftatbestand gemäß Tierschutzgesetz, weil dadurch Jungvögel getötet werden.

 

Auch in ihrer Abwesenheit genießen Schwalbennester bzw. deren Überbleibsel den Lebensstätteschutz nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. Bei Mehl- und Rauchschwalben handelt es sich nämlich um nesttreue Vogelarten, die alte Nester wieder benutzen bzw. neue bevorzugt an alter Stelle errichten. Nach der Rechtsprechung sind Brutstätten nesttreuer Arten auch während der winterlichen Abwesenheit von Zugvögeln geschützt.

 

 Sogar Reste von Schwalbennestern sind geschützt, denn sie bilden den Ansatzpunkt für den Wiederaufbau des Nestes bzw. die Anknüpfungsstelle für eine Wiederbesiedlung.

 

Ein Verstoß gegen das Beschädigungsverbot liegt übrigens auch dann vor, wenn Nester unbrauchbar gemacht werden, etwa durch das Versperren des Einflugloches durch Anbringen von Werbetafeln, Baunetzen etc.. Gleiches gilt, wenn Kotbretter bewusst zu hoch angebracht werden, so dass die Mehlschwalben wegen des geringen Abstandes die Nester nicht mehr nutzen.

Zur Rechtslage finden Sie hier einen ausgezeichneten Artikel des Informationsdiensts Umweltrecht e.V. (IDUR).

 

Der Fall von 2019 als Beispiel


Viele Naturnester sind erhalten - alle waren 2019 beflogen.

 

Alarm, Alarm: 2019 erhält der NABU Albstadt die Mitteilung, wonach im Zuge von Renovierungsmaßnahmen an einem großen Gebäude ein Gerüst steht und die vielen Mehlschwalben-Naturnester schon z.T. entfernt worden seien. Der Besitzer zeige sich völlig uneinsichtig.

 

Wir zitieren aus einem Schreiben:

 

"Bei uns in (...) bahnt sich eine schlimme Sache für eine große Population von Mehlschwalben an. An der ehemaligen Fabrik (...) haben Mehlschwalben über die letzten Jahre 20 Naturnester gebaut. Seit dem Samstag 22. Sept. 2019 steht ein Gerüst an der Fabrik. Mein Gespräch mit dem Eigentümer (...) hat ergeben, dass sämtliche Schwalbennester entfernt werden. Er wolle die Fassade und den Dachüberstand streichen lassen. Daher seien die Nester im Weg und müssten weg. Im übrigen, sagt Herr (...), würden die Schwalben eh nur Dreck machen.
Am 28. September 2019 hat Herr (...) bereits sämtliche Mehlschwalbennester an der zur Straße gelegenen Gebäudeseite widerrechtlich entfernt. Es ist zu erwarten, dass die zur Hofseite liegenden Nester ebenfalls kurzfristig entfernt werden."

 

Natürlich musste jetzt schnell reagiert werden, solange das Gerüst noch stand. Es ist kein "Hexenwerk", in diesem stadium der Maßnahmen im oberen Bereich unter der Dachschräge eine größere Anzahl Kunstnester als "Starthilfe" anzubringen und im Übrigen mit der Wahl des richtigen Putzes dafür zu sorgen, dass neue selbst gebaute Nester auch haften bleiben. Nur so konnte der Besitzer auch noch einigermaßen preiswert aus der Geschichte heraus kommen. Denn ist das Gerüst erst mal wieder weg, wird's richtig teuer.

 

In jedem Fall: Das Landratsamt war bereits informiert und an der Sache dran. Es war zu erwarten, dass der Besitzer schon aufgrund der eindeutigen Rechtslage am Ende einlenken würde - mit oder ohne Ärger.

 

Update vom 20. April 2022:

Die Besitzerin des Gebäudes wendet sich an uns und wehrt sich zum einen gegen die Veröffentlichung des Bildes mitsamt der Adresse sowie gegen unsere Darstellung: Vieles sei einfach nicht richtig. Vor allem stört sie, dass sich der NABU nicht unmittelbar mit ihr in Verbindung gesetzt habe.

Ihre Erläuterungen sind einleuchtend, wir müssen das aber nachprüfen, zumal der NABU nicht unmittelbar in den Vorgang involviert war. Es wird vereinbart, dass sie uns ihre Sicht der Dinge schildert und vor allem, wie das Ganze dann weitergegangen ist.

 

Im ersten Schritt haben wir heute Namen, Ort und Adresse und auch den Namen des Melders entfernt, der Rest wird "ordentlich" abgearbeitet. Wir werden dann sehen, welche am Ende positive Geschichte dann dabei heraus kommt.