Nachdem im späten Winter 2017 immer wieder Steinkauz-Rufe in Hart (auch sogar mitten im Ort!) bekannt wurden, war es an der Zeit, der Sache ein bisschen mehr auf den Grund zu gehen.
Vor einigen Jahren schon verweilte ein Steinkauz nachweislich über mehrere Wochen im Dorf und konnte tagsüber in der Giebel-Öffnung einer Scheune in der Bahnhofstraße beobachtet werden. Danach wurden über die Jahre hinweg vereinzelt Steinkauz-Rufe von verschiedenen Harter Dorfbewohnern gehört. So hörte auch ich wieder Mitte März vergangenen Jahres ein kurzes aber deutliches „Guhhk“ (Balzruf) im Bereich Bachgasse. Bei einer Begehung der nahen Obstwiesen konnte ich dann wenig später an einer Feldscheune einige Gewölle und Gewölle-Reste vom Steinkauz entdecken. Beim nächsten Mitarbeitertreff im März haben wir dann recht spontan beschlossen, dem stark gefährdeten und auf der Roten Liste stehenden kleinen Kauz bei der erfolgreichen Rückkehr in seine angestammten Lebensräume in den letzten verbliebenen Streuobstwiesen um Hart ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
Ein großes Problem für den Steinkauz ist neben dem Verlust von geeigneten Lebens-und Brutgebieten durch Neubaugebiete das Fehlen von Brutmöglichkeiten, hauptsächlich Höhlen in alten Obstbäumen
aber auch Verstecke in offenen, alten Schuppen und Scheunen an Ortsrändern. Dazu kommen noch Verluste während der Brutzeit durch Hauskatzen und Marder. Genau hier können wir ansetzen, indem wir
entsprechend katzen- und mardersichere Niströhren in den noch vorhandenen, geeigneten Baumwiesen anbringen.
Nach der Bildung einer „schnellen Eingreif-“ oder besser „Nachtgreif-Truppe“ um Ernst Lohmüller, Harry Müller, Hans Hermann und mich sind wir Anfang April auf „Stimmenfang“ gegangen - Herbert
beim Landratsamt und wir im Gelände um Hart. Einem ersten erfolglosen „Verhören“ in den Obstwiesen um Hart folgte dann am Abend des 05. April, nachdem wir schon die Stimmen der größeren
Verwandten, Waldkauz und Uhu, aus den umliegenden Wäldern vernommen hatten, im Bereich „Winterhalde“ der eindeutige Nachweis von Revier- und Balzrufen der kleinen Eule und damit der erste Hinweis
auf die mögliche Brut eines Steinkauzes seit einigen Jahrzehnten im Zollernalbkreis!
Inzwischen hat Herbert beim Landratsamt Gelder zur Unterstützung unseres Projekts beantragt und auch schnell zugesagt bekommen. Damit konnten wir die ersten zwei „Holländer“-Nisthilfen erwerben.
Derweil tüftelte Harry am Prototyp eigener Steinkauz-Röhren, der nach seiner Präsentation im April allgemeine Begeisterung hervorrief.
Unterdessen mussten noch geeignete Plätze zum Aufhängen unserer Steinkauz-Röhren gefunden und vor allem die Genehmigung zum Anbringen derselben von den entsprechenden Besitzern der Obstwiesen
eingeholt werden. Nach Absprache mit dem Harter Ortsvorsteher, Herrn Dr. Bieger, konnten wir auf Obstwiesen in Gemeindeeigentum bis jetzt 4 Röhren anbringen, auch auf einer seiner privaten Wiesen
gab er uns sein OK. Bei all meinen Anfragen an mehr als ein halbes Dutzend Grundstückseigentümer in Hart gab es durchweg ein positives Echo und so hatten wir am Ende mehr als 17 Plätze für
unsere Röhren zur Verfügung! Das motiviert natürlich sehr und ich möchte mich an dieser Stelle bei der Gemeinde und allen Grundstückseigentümern für die Offenheit unserem Anliegen gegenüber
recht herzlich bedanken!
Nach und nach hat Harry dann in relativ kurzer, doch recht arbeitsintensiver Zeit mehr als 15 Steinkauz-Röhren gebaut und sowie er seine ersten drei Röhren fertig hatte, brachten wir sie an
geeigneten Bäumen an. Immer wieder haben wir uns dann getroffen und die „frische Ware“ in die Bäume gehängt. Bis heute sind nun 18 mardersichere Steinkauz-Brutröhren installiert und warten in
guter Hoffnung auf ihre Untermieter.
Bei der ersten Kontrolle Ende August konnten wir noch keine Kauz-Spuren feststellen, aber was nicht ist, kann ja „nur“ noch werden und letztlich stimmt uns auch der Erfolg des NABU
Mötzingen-Gäufelden mit seinem Steinkauz-Projekt 21 recht optimistisch: Dort wurden 2014 die ersten Röhren installiert und 2016, also zwei Jahre später, konnte die erste Brut festgestellt
werden!
Wir werden auf jeden Fall dran bleiben, Augen und Ohren offen halten, regelmäßige Kontrollen durchführen und das kommende Jahr unsere Fühler auch in angrenzende Gemeinden ausstrecken, um dem
kleinen „Kobold“ eine neue Zukunft in seiner alten Heimat, unserer einmaligen aber strapazierten Kulturlandschaft anbieten zu können.
Im Jahr 2018 ist nun die Fortsetzung des Projektes geplant: Wir wollen weitere Nisthilfen in den Streuobstbeständen rings um Hart anbieten, doch auch in Trillfingen soll nach geeigneten Plätzen gesucht werden.
Kurz-Update vom 17.01.2020:
2018 und 2019 haben wir, wie geplant, mit Genehmigung der jeweiligen Eigentümer weitere Nisthilfen in den Streuobstwiesen von Hart und Trillfingen aufgehängt, dazu auch noch ein paar in Gruol und Wiesenstetten.
Nun warten wir auf Bruterfolg und drücken die Daumen, dass das Projekt im angrenzenden Kreis Tübingen erfolgreich verläuft ...
Mehr zum Projekt in Tübingen hier.
Kurz-Update vom 27.09.2021:
Dieses Jahr konnten wir in Trillfingen an wenigstens zwei Stellen erfolgreiche Bruten nachweisen. Möglicherweise haben die Käuze noch an zwei anderen Stellen in Naturhöhlen gebrütet - dort haben Altvögel regelmäßig gerufen, wir konnten die Höhlen aber nicht sicher finden.
Leider ist ein Junges in einer über Nacht versehentlich offen stehenden Wassertonne ertrunken.
Kurz-Update vom 24.02.2023:
Die Population wächst! Anfang 2022 konnten an 7 Stellen balzende Käuze gefunden werden und in zwei unserer Kästen wurden bei einer Kontrolle insgesamt 7 Junge entdeckt. Jetzt gibt es erfolgreiche Bruten in Trillfingen, Hart, Höfendorf - und sicher auch in Wachendorf.
2023 wird nun auch die Hechinger Gruppe ein eigenes Projekt beginnen und wir versuchen damit, für die kleine Eule im Abvorland wieder eine stabile Population aufzubauen.